Bei einem Filmcasting mahlen die Mühlen ein wenig anders!

Heute wird definitiv der beste Tag meines Lebens! Wissen Sie, ich habe mich nämlich vor einiger Zeit für eine Filmrolle beworben und gestern tatsächlich eine Einladung fürs Casting bekommen. Ich kann es kaum glauben – ich würde berühmt! Jahrelang kämpfe ich nun schon für meinen internationalen Durchbruch und jetzt ist es endlich soweit. Ich werde die Jury heute überzeugen, das verspreche ich. Sie werden so begeistert sein, dass sie mir sicher gleich die Hauptrolle anbieten. Noch einmal kurz durchschnaufen, dann steige ich aus dem Auto und mache mich auf nach Hollywood. Na ja, nicht direkt – bevor es soweit ist, muss ich erst mal den Castingraum auf dem großen Gelände der Klostermühle finden. Gar nicht so einfach, denn irgendwie scheine ich immer wieder über dieselben Räume zu stolpern.

Eine gefühlte Ewigkeit irre ich schon herum. Einmal quer durch die ganze Mühle und im Anschluss vorbei an liebevoll eingetopften Hauswurzen und alten verrosteten Fahrrädern, die sich scheinbar ebenso selbstverständlich in die Natur einfügen wie dieses Buchsbäumchen hier.

Vielleicht kann ich mich hinter diesem Busch verstecken, um anderen Castingteilnehmern aufzulauern und zu beobachten, wo es lang geht. Immer schön aufmerksam bleiben, Rosa!

Du wirst den richtigen Raum schon noch finden. Bisher war ich erst einmal da, mit meinem Alois. Ich glaube, das war damals zum Rawuckerlmarkt. Ich war auf der Suche nach einem schicken Weidenkorb und den habe ich dann auch gefunden. Nur dumm, dass Opa Xaver ihn jetzt beschlagnahmt hat. Er lagert darin seine ausgeleierten Stützstrümpfe. Doch das ist eine andere Geschichte.

Wie ich sehe, gehen alle Leute immer nur in den Bauernladen. Gut, ich glaube zwar nicht, dass das Casting im Laden stattfindet, aber es kann ja nicht schaden, wenn man sich dort einmal umsieht. Außerdem habe ich noch jede Menge Zeit. Pünktlichkeit ist am Set nämlich mega wichtig, das habe ich ergoogelt. Daher hab ich mich vorsichtshalber dazu entschieden, vier Stunden früher da zu sein. Die Konkurrenz schläft ja bekanntlich auch nicht.

Na, dann wollen wir mal hinein in den Bauernladen. Ah, da ist ja auch schon jemand hinter der Theke. Mal sehen, was sie hier alles Schönes haben. Einladend ist die Auslage ja schon, vielleicht sollt ich …!?

 

 

,,Guten Morgen, ach geben Sie mir doch bitte mal ein Stück von diesem Bergkäse hier und ein paar Agnus Würstel auf die Hand. Oder, wartens. Vielleicht packen Sie sie doch besser ein. Wissens, ich bin nämlich heute zum Casting eingeladen. Das soll hier im Bäuerlichen Kulturzentrum, also in der Klostermühle sein. Können Sie mir sagen, wo das genau stattfindet? Schauns, das ist meine Einladung!“

...

„Sie wissen es auch nicht. Das ist aber schade. Nun gut, dann such ich eben weiter. Kann ich meinen Käse und so weiter bei Ihnen lassen? Sehr nett. Vielen Dank!“

Satz mit x – war wohl nix. Dann suche ich eben weiter. Am besten, ich geh mal runter in den Hof und seh mich da etwas um. Dort vorne sitzt jemand auf der Bank. Der sieht ja lässig aus, so mit der kurzen Lederhosen und den Hosenträgern. Das ist bestimmt jemand aus dem Filmteam – der riecht förmlich nach Großstadt. Vielleicht ist das sogar der Regisseur? Am besten, ich knöpfe meine Bluse etwas weiter auf. Besser, er guckt mir in den Ausschnitt, als auf meinen großen … Na, Sie wissen schon!

„Hallo schöner Mann, ich bin Rosa, Rosa Gmeinwieser – voraussichtlich die neue Hauptdarstellerin. Sind Sie der Regisseur?“

 

„Klar, wenn du die neue Hauptdarstellerin bist!“

 

„Na, man wird ja wohl noch fragen dürfen.“

Schlimm, was manche Leute für Manieren an den Tag legen. Nicht einmal in meinen Ausschnitt wollte der sehen!

Am besten, ich gehe mal um den Stadl rum. Ah, da vorne ist ja noch jemand. Aber so, wie der aussieht, ist das bestimmt nur ein Mühlenarbeiter. Batman werden sie ja kaum verfilmen, oder?

„Grüß Gott, wissen Sie, wo das Casting stattfindet?"

 

„Na klar, ich bin einer der Hauptdarsteller! Kommens mit, ich zeigs Ihnen!“

„Wers glaubt, wird selig. Nehmen Sie ihre Bratzen von mir, Sie Wüstling!“

Schnell weg hier, das wird ja immer schlimmer. Ich hab zwar gewusst, dass man als Filmstar seine Fans in die Schranken weisen muss, aber dass das bereits vor den Dreharbeiten vorkommt, hätt ich mir nicht gedacht!

Da! Ich glaube, das könnte die Frau von der Maske sein. Genauso hab ich mir eine Make-up Artistin immer vorgestellt. Jung, ekelhaft schlank und unverschämt gut aussehend. Vielleicht kann sie mich ja noch ein wenig aufmotzen, bevor ich vor der Kamera stehe.

 

„Hey, Sie da, Sie sind doch sicher von der Maske. Ich könnt noch a bisserl Lippenstift brauchen. Ein knalliges Rot bitte, wenns geht!“

„Gehts noch? Das ist mein Lippenstift und ich bin auch nicht von der Maske. Fragen Sie doch mal da vorne nach!“

„Wen? Oh, danke, das ist eine gute Idee!“

Oben am Haupteingang steht jemand, der sich auskennen könnte. Der sieht eindeutig nach Filmcrew aus. Jung, attraktiv, cooles Outfit – das ist bestimmt der Kameramann.

 

„Hallo, junger Mann, wartens doch mal schnell. Ich komme zum Casting und wollte nur wissen, wo ich genau hin muss!“

„Zum was …? Mama, kim amoi schnell – da ist schon wieder so eine Frau, die diese Typen vom Film sucht.“

„Grüß Gott, Sie möchten zum Casting?“

„Sagen Sie bloß, dass Sie mir helfen können?“

„Aber sicher kann ich das. Das Vorsprechen findet oben im Vortragsraum statt, aber ich weiß nicht, ob schon jemand da ist. Schauens doch einfach mal nach oben.“

„Sie hat mir der Himmel geschickt. Vielen Dank für Ihre Hilfe!“

So, jetzt weiß ich endlich, wo ich hin muss. Dann mal hinauf ins Abenteuer! Hmm … im Vortragsraum ist zwar noch niemand, aber oben vom Speicher höre ich Stimmen. Mal sehen, wer da oben ist. Am besten, ich schleiche mich mal vorsichtig hoch.

Ja sag einmal, das gibt’s doch gar nicht. Da posiert doch tatsächlich der Mühlenarbeiter mit der vermeintlichen Maske-Tante. Und im Hintergrund beobachtet sie der Großstadttyp mit der Lederhose. Ist wohl der Nebenbuhler. Oh, jetzt wird er sauer. Er packt den Arbeiter an den Haaren. Am besten, ich helfe ihm, die beiden Verliebten auseinanderzubringen, bevor die Situation noch eskaliert.

 

„Auseinander, junges Fräulein. Findens denn nichts Besseres als den da? Nehmens doch den Regisseur!“

 

„Regisseur? Das ist nicht der Regisseur, das ist mein Vater, oder besser gesagt, mein Filmvater. Und Sie, Sie verpatzen uns gerade die ganze Szene!

„Szene? Oh Gott, das tut mir jetzt aber leid. Ich hab doch nicht gewusst, dass …!“

Wer hätte schon ahnen können, dass die Dreharbeiten bereits vor dem Casting beginnen? Und wenn ich gewusst hätte, dass die Hauptrollen bereits besetzt sind, dann hätte ich wohl kaum am Casting teilnehmen wollen. Allerdings – ein Gutes hat mein Eingreifen in die Szene. Wissens, dem tatsächlichen Regisseur des Films hat mein energisches Eingreifen so gut gefallen, dass ich jetzt doch noch eine Rolle ergattern konnte. Er hat irgendetwas wie authentisch zu mir gesagt und was vom amazing gelabert. Egal was das auch bedeutet, jedenfalls bin ich jetzt dabei und mein Traum von Hollywood ist ein Stückchen näher gerückt. Nur eins war dann doch noch ein wenig peinlich ... Denn als wir uns zum Schluss in der Guten Stube verabschiedeten, fragte der Arbeiter – also der Darsteller mit dem Batman T-Shirt – doch tatsächlich den Filmvater nach meiner Adresse.

 

Zuerst dachte ich schon, dass ich nun doch ein Stalkingopfer werde, aber dann hat er erzählt, dass er sich dort eine Wohnung gemietet hat, um sich die Hotelkosten während der Dreharbeiten zu sparen. Stellen Sie sich vor, der wird doch jetzt glatt mein Nachbar. Na, das kann ja was werden!

 

Hier noch ein Beweisfoto vom Filmteam:

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