Weihnachtsgrüße von Rosa Gmeinwieser!
Rosa Gmeinwieser und ihr Team wünscht: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Also, das gibt´s doch gar nicht! Kaum geht es meinem Alois endlich wieder besser, muss ich mich um den nächsten Kranken kümmern – und das, obwohl ich bei ihm gar keine Voodoo-Puppe benutzt habe. Wer mich dieses Mal als Krankenschwester benötigt? Das glauben Sie nie! Mein – ach so heiß geliebter – Schwiegervater. Eigentlich lebt er ja in Straubing, also relativ weit weg von uns, aber in letzter Zeit hat er es sich zum Hobby gemacht, zu einem Hypochonder zu mutieren. Fast täglich klingelt mein Telefon, weil er eine neue Krankheit an sich entdeckt hat. Mal vermutet er bei sich die Masern, mal einen Schlaganfall und gelegentlich mimt er auch mal einen Herzinfarkt. All das wäre ja noch nicht so schlimm, würde mein Mann nicht jedes Mal auf seine Erkrankungen reinfallen und mich daraufhin zu ihm schicken. Und spätestens dann, wenn ich die Haustüre bei ihm zuhause aufsperre, ist er komischerweise geheilt. Das nervt ganz schön, das kann ich Ihnen sagen. Doch gestern ist er definitiv zu weit gegangen! Er hat doch tatsächlich seine Nachbarin belästigt. Und wissen Sie wie? Zuerst hat er sie angerufen und sie gebeten zu ihm zu kommen, weil er angeblich gestürzt wäre. Gutgläubig wie sie ist, ist sie natürlich sofort zu ihm hinübergelaufen. Als sie ihn dann – nur im Schlafanzug bekleidet – lasziv auf der Couch liegend vorfand, fragte sie ihn, ob er krank wäre. Mein Schwiegervater, so erzählte sie mir dann später, bejahte ihre Frage lachend. Und als sie ihn dann fragte, was ihm denn eigentlich genau fehlte, meinte er nur trocken: Ja mei, sexsüchtig bin i halt! Sicher können Sie sich vorstellen, wie schnell sie danach das Haus verließ. Sie war so außer sich, dass sie sogar die Polizei gerufen hat. Mein Gott, war das peinlich, sag ich Ihnen! Jedenfalls hat es dann sogar meinem Alois gereicht und wir haben den Xaver, so heißt mein Schwiegervater, ins Chamer Krankenhaus eingeliefert. Verdacht auf Altersdemenz, haben wir gesagt. Und weg war er!
Freilich wissen wir, dass das nicht stimmt. Er will halt nicht mehr alleine wohnen – das ist es. Wir sind ja nicht blöd. Doch wie soll ich Ihnen das jetzt erklären? Bevor dieser grantige Alte bei uns zuhause einzieht, gehe ich lieber ins Kloster. Der Herr sei mein Zeuge.
Ja, was ist jetzt das? Wieso ruft mich jetzt das Krankenhaus an? Uiiiii – vielleicht ist er ja gestorben? Wartens, ich geh kurz ran.
„Hallo?“
„Ja, die bin ich!“
„Ja, das ist mein Schwiegervater!“
„Sagens bloß, er ist …!“
„WAS? Er ist ausgebüxt?“
„Der alte Drecksack … äh, ich meine: Ja, sagen Sie mal, wieso haben Sie denn nicht richtig auf ihn aufgepasst?!“
Ach, herrjeh – dass auch noch. Ich muss ihn sofort finden und wieder zurückbringen. Zum Schluss findet der alte Depp sogar noch zu uns. Das muss ich unbedingt verhindern! Ja, was mach ich denn jetzt. Denk nach, Rosa. Denk nach! Weit kann er ja noch nicht sein. Vor zwei Stunden haben sie ihn zum letzten Mal in seinem Zimmer gesehen. Wie weit kommt man denn in dieser Zeit mit dem Rollator? Vielleicht trinkt er ja nur irgendwo einen Halbe Bier? Oder ihm schmeckt das Essen im Krankenhaus nicht und er hat sich in einem Wirtshaus einen anständigen Schweinsbraten bestellt? r.
Oder, was wahrscheinlicher ist, er ist dort hingegangen, wo er sich am wohlsten fühlt – bei seinen dämlichen Zügen. Mein Schwiegervater ist nämlich ein pensionierter Bahnangestellter. Sie wissen schon: stets geradeaus, geizig, nicht der Schnellste und immer unpünktlich! Am besten, ich beginne meine Suche gleich am Chamer Bahnhof.
„Opa, wo bist du? Opa Xaaaaaver!“
Was steh ich aus! Hoffentlich sieht mich niemand. Also, an den Gleisen ist niemand zu sehen. Hoffentlich ist er irgendwo eingestiegen und auf den Weg in die Tschechei. Aber die dort drüben können den sicher auch nicht brauchen.
„Ja Opa, von wo kommst du denn jetzt her?“
Schnell kam Opa mir mit seinem Rollator entgegen. Kurz vor den Gleisen kam er neben mir zum Stehen
„Von wo soll ich denn schoherkumma. Ha? Von dort, wost mi du abgliefert hast, du Miststück!“
„Sag mal, wie redest du denn mit mir?
„Ja halt so, dass dus verstehen kannst!“
„Was für eine Frechheit!“
„Genau, des hob i a gsagt, wiama der Taxifahrer verraten hat, was vo do zu eich kost!“
„Zu uns? Ja um Himmels Willen – was willst du denn bei uns?“
„Na was wohl? W O H N E N!“
„Das kannst du vergessen – nur über meine Leiche!“
„Soll i di schubsen? Wart!“
Nach ein paar Minuten wurde ich auf dem Rücksitz eines Autos wach und blickte in Opa Xavers Augen, während er mir zuflüsterte:
„Jetzt muasst schnell sei, Rosa. Mogst ins Krankenhaus – oder nimmst mi mit zu Eich hoam?“
„Aber das geht nicht, denn sonst schickt mi da Herrgott ins Kloster!“
„Ah ned schlecht!“, lachte Xaver und gab dem Taxifahrer unsere Adresse.
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